01
Sculpture Massage PROJEKT START
2014
02
SCULPTURE MASSAGE / STRASSE DES FRIEDENS / ongoing project
2020
03
Behind That Curtain
2015
04
Eingespannt
2015
05
Unten durch – Oben durch
2013
06
Commedia
2013
07
Kiss for Bruce
2013
08
Fragile Stabilität
2012
09
TÜLL
2012
10
Analog Layers Grau
2012
11
Spagat
2015
12
Operation Frühling
2017
13
Striptice
2017
14
Springbrunnen
2016
15
AQUA DI ROMA HEFT
2012
16
Fontana Uno
2012
17
Via Condotti
2012
18
The Artist is not present
2012
19
BLUSHING
2009
20
Vanishing Black
2011
21
Blaues Blut
2009
22
Laufsteg
2008
23
AKTION STACHELDRAHT
2007
24
Peng peng! Handbag
2006
25
Busstation
2006
26
UNIVERSUM
2018
27
AUFERSTÄUBUNG
2018
28
RAINFOREST
2018
29
LINE GOES BY
2019
30
CHECK-IN MILITÄRKANTINE / VIDEO
2019
31
CONCAVE
2019
32
SPÜLUNG
2019
33
RAINBOW / KALENDER
2020
Kalender 2020, für die Familie Lienhard der Lienhard Stiftung
Text: Ursula Badrutt, Kunsthistorikerin
Wir kommen und wir gehen. Das ist der Lauf des Lebens. Auch die Frau kommt und geht. Sie kommt im weissen Kleid, unbefleckt, bar- und leichtfüssig. Und gleich schon beginnt das Drehen, im Sinne des Uhrzeigers. Die Zeit läuft. Wasser rinnt über Gesicht und Körper. Allmählich zeichnen sich Spuren ab. Sind es Einwirkungen von aussen? Von innen? Es ist ein Zusammenspiel von beidem. Das dem Körper Mitgegebene und das von aussen Einflussnehmende schreiben sich sichtlich in den Auftritt ein. Immer deutlicher tritt das Besondere zu Tage, immer weiter dreht sich die Frau, dreht sich dieses Leben. Ein ganzes Jahr lang, Tag für Tag ein Stück weiter. Blau, Lila, Gelb, Grün – die Farbflächen wachsen an, ein Stück Regenbogen bleibt im Gewebe hängen. Der Farbverlauf wird Jahresverlauf, eine Zeitmessung als Daumenkino. Der 366 Seiten dicke Blätterblock verdünnt sich über die Tage, der Film wird kürzer, die Zeit weniger.
Andrea Vogel ist eine Meisterin im Ausdenken raffiniert einfacher Konstellationen. Wir können die Situation ohne weiteres erfassen, und dennoch warten wir gespannt auf den Moment, wo die Inszenierung in ihr Gegenteil kippt, wo Transformationen passieren, wo Weisses bunt wird und Voluminöses kompakt, Hartes weich und Schönes schaurig. Das kann bei Objekten sein wie den Fenstergittern im Projektraum Nextex in St.Gallen im Sommer 2019, die Andrea Vogel kurzerhand von ihrer ursprünglichen Aufgabe befreit und in Sitz- und Liegegelegenheiten verwandelt hat. Was ursprünglich vor dem Eindringen Unberechtigter bewahrte, lädt neu zum Eintreten und Zeit Verbringen ein. Oft sind die Werke performativen Ursprungs. Und oft bedient sich die gelernte Textildesignerin Stoffe als Arbeitsmaterial und reflektiert damit Fragen zu Mode und Schönheit. Im enganliegenden Kleid und Stilettos bewegt sie sich über einen Steg, der dem ‹Lauf der Dinge› von Fischli/Weiss entstiegen sein könnte. Jede Anstrengung im anspruchsvollen Balanceakts steckt sie weg. Und macht gerade dadurch das Prekäre erlebbar.
Oder sie nutzt das eigene Kleid als Leinwand und den präparierten Körper als Malwerkzeug. Andrea Vogel führt uns die Geschichten hinter der Oberfläche vor Augen, spielerisch, neugierig, mit Lust aufs Experiment. Und schenkt damit Erkenntnisse als Bereicherung, Momente des Glücks wie das Aufscheinen eines Regenbogens.